Kita-Jobs.com Studie 2019 – die Erzieher-Studie
Erst einmal vielen Dank und ein großes Lob an all die Erzieher/innen, die an unserer Umfrage für die Erzieher-Studie teilgenommen haben. 1.594 Teilnehmer/innen waren es am Ende, die zu dieser repräsentativen Studie beigetragen haben. Wie erwartet gibt es viel Negatives zu berichten, aber auch Positives. Was uns besonders nachdenklich stimmte, war das Ergebnis, dass 42 % der Erzieher/innen ihren Beruf vor dem Rentenalter abbrechen werden, weitere 31 % waren sich nicht sicher.
Die gesamte Kita-Jobs.com Studie (26 Seiten) könnt Ihr hier herunterladen!
Obwohl viele Erzieher/innen ihre Arbeit, ihre Kollegen und auch den Arbeitsplatz schätzen, ist die Unzufriedenheit hoch. Das liegt zum Teil am Einkommen, aber auch an der körperlichen und psychischen Belastung. Je mehr Erzieher derzeit fehlen, desto größer wird zudem der Druck auf die angestellten Pädagogen. Mehr Überstunden und mehr Leistung werden gefordert, was dazu führt, dass immer mehr Erzieher den Arbeitsplatz oder sogar den Beruf wechseln möchten.
Doch wie kann es attraktiver werden, als Erzieher/in zu arbeiten?
Statt einfach nur nach „mehr“ zu rufen, haben wir die 1.594 Teilnehmer/innen der Studie gefragt, wie denn die tatsächliche Situation der Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland ist: Wie zufrieden seid Ihr mit Eurem Job?
Wir wollten wissen, wie Ihr Eure Arbeit, Euren Arbeitgeber und die Gesamtsituation beurteilt. Denn nur so kann man Anreize für künftige Erzieher-Generationen schaffen, diesen Beruf zu wählen und auch langfristig dabei zu bleiben. Im Zuge dieser Studie haben sich viele Statistiken und Pauschalaussagen bestätigt. Damit hatten wir schon gerechnet. Daneben fanden wir jedoch auch viele besorgniserregende Fakten, die vor allem der Politik und den Kita-Trägern zu denken geben sollten.
So gaben allein 42 % von über 1.500 befragten Erzieher in unserer Studie an, dass sie ihren Beruf noch vor dem Erreichen des Rentenalters abbrechen werden. Weitere 31 % waren sich nicht sicher. Nur etwas mehr als 26 % sagten aus, dass sie ihren Beruf bis zur Rente fortführen werden.
Frustrierte Erzieher/innen in Berlin und glückliche in Sachsen?
Durchschnittlich suchten 6,8 % der Erzieher/innen einen neuen Job. Interessant waren auch die regionalen Unterschiede, was die Jobsuche betraf. So suchten vor allem Erzieher/innen aus den Bundesländern Berlin (14 %), Schleswig-Holstein (13 %), Baden-Württemberg (12 %), Hessen (10 %) und Brandenburg (9 %) einen Job. Am beständigsten waren die Erzieher/innen aus den Bundesländern Sachsen (2,15 %), Rheinland-Pfalz (3,4 %), Bayern (3,55 %), Sachsen-Anhalt (3,7 %) und Thüringen (4,3 %).
Was lässt sich daraus folgern? Der hohe Bedarf an Erzieher/innen führt dazu, dass der Leidensdruck bei den angestellten Erziehern immer größer wird. Und mehr Frust führt unweigerlich dazu, dass man sich schnell nach einem neuen Job umschaut. Auch wenn die Anzahl der aktiv Jobsuchenden immer noch relativ klein ist, sollte man bedenken, dass 30 % der Erzieher/innen offen sind für neue Jobangebote. 46 % der deutschen Erzieher/innen haben sogar ausgesagt, dass sie kündigen würden, wenn sie was Besseres fänden!
Im Überblick die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse aus unserer Erzieher-Studie
Negative Zeichen:
- 42 % werden den Job vor dem Rentenalter abbrechen!
- Über 50 % sind mit ihrem Einkommen nicht zufrieden
- 76 % fühlen sich körperlich überbelastet, 69 % sogar psychisch
- 46 % würden kündigen, wenn sie was Besseres fänden; weitere 30 % sind generell offen für neue Jobangebote
- Nur 52 % haben nebenbei noch genug Zeit für Hobbys
- 58 % gefiel der Job früher mal besser
- 6,8 % der Erzieher sind gezielt auf Jobsuche
Es gibt aber auch einiges Positives zu berichten:
- 88 % finden, dass ihre Arbeit einen positiven gesellschaftlichen Nutzen hat
- 89 % verstehen sich gut mit ihren Erzieher-Kollegen
- 67 % sind mit ihrem Arbeitgeber zufrieden
Für die Politik bedeutet das: Es reicht nicht, neue Erzieher zu gewinnen. Sondern der starke Weggang der Erzieher aus dem Beruf muss gestoppt werden!
Laut Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen mittlerweile 273.000 U3-Plätze. Hinzu kommt, dass es 2013 noch 4,09 Mio. Kinder unter sechs Jahren gab, 2018 waren es bereits 500.000 Kinder mehr. Der Bedarf an zusätzlichem Personal wird insgesamt auf 215.000 Betreuer geschätzt. Spitzenreiter ist dabei Nordrhein-Westfalen mit einem Bedarf an 43.600 Pädagogen.
Wenn die Politiker weitermachen wie bisher, werden wir in ein paar Jahren feststellen, dass wir noch weniger Pädagogen für unsere Kinder haben werden, während gleichzeitig noch mehr Kinder zu betreuen sind. Familien und vor allem berufstätige Frauen werden die Versäumnisse der Politik auszubaden haben, wenn sie für ihre Kinder keinen Kitaplatz finden und zu Hause bleiben müssen. Und was ist mit den Kindern? Wie werden sich unsere Kinder sozial entwickeln, wenn vielen die Betreuung in einer Kita verwehrt wird? Jetzt können wir noch handeln und etwas bewegen. Wir müssen es nur tun.
Das Ziel: Die berufliche Situation muss für Erzieher verbessert und der Beruf zu dem gemacht werden, was er sein kann: ein Traumjob mit Kindern.
Update: Bei unserer letzten (nicht repräsentativen) Umfrage auf Facebook, wollten wir wissen, was Erzieherinnen und Erziehern bei einem neuen Job wichtig ist: mehr Geld oder das Umfeld.
So haben sie geantwortet:
Auch wenn nur 23 Personen an dieser Blitz-Umfrage teilnahmen, erkennt man sofort, dass Erzieher viel mehr am beruflichen Umfeld interessiert sind als nur am Geld. Leider wurde durch die vielen Debatten in den Medien der Eindruck erweckt, es ginge den Erzieherinnen nur um das Geld. Hier erkennt man sofort – Erzieher sind viel mehr an einem guten Arbeitsplatz interessiert.
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