Als Erzieherin* in der Großtagespflege arbeiten – eine Alternative?

Es gibt viele Möglichkeiten als Erzieherin tätig zu werden. Gerade zur heutigen Zeit ist der Mangel an Erzieherinnen so groß, dass man meist in der glücklichen Lage ist, sich seinen Arbeitsplatz als Erzieherin nach persönlichem Interesse und individuellen Fähigkeiten aussuchen zu können. Es steht jeder Erzieherin frei, in einer Krippe, Kita oder Großtagespflege zu arbeiten.

Großtagespflege? Richtig gelesen. Heute geben wir euch einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt als Erzieherin in einer Großtagespflege.

Großtagespflege? Was ist das überhaupt?

Die Tagespflege beschreibt eine Betreuungsform für Kinder insbesondere im Alter bis drei Jahren, bei der die Betreuung von bis zu fünf Kindern gleichzeitig durch Tagespflegepersonal gewährleistet ist.

Von einer Großtagespflege spricht man dann, wenn sich mehrere Erzieherinnen zusammentun, um zu zweit mehr als fünf Kinder zu betreuen. Die genauen Richtlinien zur Durchführung einer Tages- oder Großtagespflege variieren von Land zu Land bzw. von Kommune zu Kommune sehr. Bei Interesse an einem Einstieg in diese Art der Arbeit, empfiehlt es sich immer Informationen beim örtlich zuständigen Jugendamt einzuholen. Entscheidet man sich als Sozialassistentin oder Erzieherin in diesem Bereich tätig zu werden, wird man als Tagespflegepersonal eingestellt. In manchen Kommunen bringt diese höhere Qualifikation Vorteile: Beispielsweise in der Anzahl der erlaubten zu betreuenden Kinder oder in der Höhe der Vergütung.

Ein persönlicher Einblick in die Großtagespflege

Es ist noch früh am Morgen. Mitten im Dorf in einer Straße, an der sich Einfamilienhäuser aneinanderreihen, steht die Großtagespflege, die ich heute besuche.

Bei Betreten des Hauses fällt sofort die Gemütlichkeit auf, die es ausstrahlt. Und genau zu diesem Zweck wurde das kleine Häuschen gekauft: Es soll ein zweites Zuhause für die Kleinsten, deren Eltern entweder arbeiten müssen, oder aber ihre Kinder aus anderen Gründen gerne stundenweise in die Obhut des Tagespflegepersonals geben möchten, bieten.

Diese wohlige Atmosphäre zieht sich durch das komplette Häuschen. Es bietet ein familiäres Gefühl, indem das ganze Gebäude ist eine Mischung aus Kinderparadies und ganz normalem Wohnhaus verkörpert. Die Zimmer sind liebevoll eigens für die Kinder gestaltet und es gibt hier nichts, was ein Kind vermissen könnte!

Kommt man zur Eingangstüre hinein, steht man im Flur mit der Garderobe. Wie in der Kita gibt es hier für jedes Kind einen Garderobenhaken mit Symbol und einen Platz zum Sitzen. Von hier aus geht es direkt weiter in den Hauptbetreuungsraum…oder sollte ich sagen: ins Wohnzimmer? Tische und Stühle in Kinderhöhe, umringt von vielen Regalen mit den tollsten altersgerechten Spiel- und Bastelmaterialien. Autogarage, Bauklötze, Puppenhaus… Alles hat hier seinen Platz. Im Hintergrund hört man leise Kindermusik, die aus dem Kinderradio tönt.

Angrenzend daran finden wir die Küche mit großem Esstisch als zentralem Treffpunkt des Häuschens vor. Wenn die Kinder frühstücken, oder mittags von den Erzieherinnen bzw. dem Tagespflegepersonal bekocht werden, sitzen alle gemeinsam am Tisch und zelebrieren die Mahlzeiten. Eben wie zu Hause. In dieser Großtagespflege werden bis zu 10 Kinder von zwei festen Erzieherinnen betreut. Eines wird schnell klar, wenn man ihre Arbeit beobachtet: Die Bindung zwischen den Kindern und dem Tagespflegepersonal ist eine ganz besondere. Sie ist sehr eng und vertraut. Vielleicht ist der Begriff Tages-MUTTER eben doch ein Begriff, der für diese Art der Arbeit unglaublich gut passt.

Der Vormittag in dieser Großtagespflege ähnelt tendenziell dem einer Kita bzw. Krippe. Es gibt einen Morgenkreis, danach frühstücken alle zusammen, es folgen Spieleangebote oder Ausflüge an die frische Luft. Kinder lachen, spielen, einfach alles nur im kleineren, irgendwie gemütlicheren, Rahmen.

Auch der Duft, der das kleine Häuschen zur Mittagszeit füllt, erinnert an Zuhause: Eine Erzieherin des Tagespflegepersonals bereitet das Mittagessen für die Kleinen zu, während die sich, schon müde vom Spaziergang, die Hände waschen. Nach dem Mittagessen werden einige der Kinder abgeholt. Und der Rest? Für den heißt es nun: Bettfertig machen und ab in die obere Etage, wo ich ein liebevoll eingerichtetes Schlafzimmer mit vielen kleinen Bettchen vorfinde. Wie zuhause hat jedes Kind hat seinen eigenen kuscheligen Schlafplatz.

Nach dem Aufwachen und bis am späten Nachmittag, wenn das letzte Kind abgeholt wird, werden sie im familiären Rahmen mit Obst, Spiel- und Bastelangeboten versorgt.

Vor- und Nachteile der Arbeit als Erzieherin in der Großtagespflege:

Ein wesentlicher Vorteil dieser Betreuungsform ist, dass sich die Gruppengröße der zu betreuenden Kinder in einem kleinen Rahmen hält. Hieraus ergeben sich viele weitere positive Effekte:

  1. Die Arbeit findet in einem familiären Rahmen statt. Alles wirkt gemütlich und für alle Beteiligten kommt das Gefühl eines zweiten Zuhauses auf.
  2. Die Lautstärke und das daraus resultierende Stresslevel sind um ein Vielfaches geringer, als bei größeren Einrichtungen mit einer Betreuung von beispielsweise 100 Kindern.
  3. Als Erzieherin ist man zudem in der Lage eine ganz andere, intensive Bindung zu den Kindern aufzubauen.
  4. Man arbeitet in einem kleinen, konstanten Team. Die Fluktuation in diesem Bereich ist sehr gering.

Außerdem sind die Richtlinien einer Großtagespflege in vielen Bereichen sehr viel weniger bürokratisch als es in einer Kita der Fall ist. Es entstehen andere Möglichkeiten in der Betreuung – so kann beispielsweise fast jedes Wohnhaus einfach zur Großtagespflege umfunktioniert werden. Deshalb ist als Erzieherin* der Schritt in eine Selbstständigkeit denkbar einfach.

Oft ist es so geregelt, dass man als Tagespflegepersonal seine eigenen Kinder mitbetreuen bzw. mitbringen darf. Das ist natürlich für Mütter eine gute Möglichkeit die Arbeit mit den eigenen, noch jungen Kindern, zu vereinbaren.

Als klare Nachteile jedoch sind zum einen die bundesweit ungleichen Richtlinien und Verordnungen zur Großtagespflege zu nennen. Zum anderen muss man klar auf das Gehalt verweisen. Generell wird es so sein, dass die Vergütung bei einer Anstellung geringer ausfällt als bei anderen Institutionen, in denen Erzieherinnen tätig werden können. Auch Sonderzahlungen und Zusatzleistungen sind meist nicht gegeben.

Fazit:

Abschließend stellt sich die Frage, ob die Arbeit in der Großtagespflege eine geeignete Alternative zu Kita und Co. darstellt.

Ich würde hier darauf hinweisen, dass es sicherlich eine Typfrage ist. Für die Entscheidung, als Erzieherin den Schritt zu wagen, fortan als Tagespflegepersonal zu arbeiten, muss man brennen. Für Erziehrinnen, bei denen der Verdienst eher zweitrangig ist und die wertvolle pädagogische Arbeit mit durchdachtem Konzept in familiärem Umfeld leisten wollen, ist die Arbeit als Tagespflegepersonal genau richtig und stellt eine sehr gute Alternative zum herkömmlichen Arbeiten dar.

*Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen & personenbezogenen Wörtern wird die weibliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.

 

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Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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